Ist dein Kind hochsensibel? Mach den Test

Eltern auf der ganzen Welt stehen oft vor einer Vielzahl von Herausforderungen, wenn es darum geht, ihre Kinder zu verstehen und zu unterstützen. Einige Kinder zeigen Verhaltensweisen und Reaktionen, die für ihre Eltern verwirrend oder beunruhigend sein können. Sie fragen sich vielleicht, ob sie etwas falsch machen oder ob mit ihrem Kind etwas nicht stimmt. Doch was, wenn diese Verhaltensweisen einfach Ausdruck einer besonderen Sensibilität sind? Hochsensibilität ist eine Eigenschaft, die sowohl Herausforderungen als auch wunderbare Stärken mit sich bringt.

Kommen dir mögliche Verhaltensweisen deines Kindes bekannt vor?

  • Reagiert dein Kind empfindlicher auf Reizüberflutung?

  • Hat es Schwierigkeiten mit dem Essen oder zeigt es selektive Essgewohnheiten?

  • Zeigt es Schüchternheit oder Rückzug?

  • Beklagt sich dein Kind häufig darüber, dass es zu heiß oder zu kalt ist?

  • Hat es Albträume oder intensive Gefühlsausbrüche, die scheinbar aus dem Nichts kommen?

  • Weigert es sich hartnäckig, Dinge zu tun, die andere Kinder ohne Probleme tun?

  • Ist es sehr nachdenklich und zeigt ein erstaunlich reifes Verständnis für seine Umwelt?

  • Nimmt es mehr Einzelheiten wahr als andere Kinder und zeigt eine feine Antenne für Stimmungen und soziale Beziehungen?

  • Beobachtet es die Natur genau und zeigt ein besonderes Interesse an den Feinheiten von Pflanzen, Tieren oder Wetterphänomenen?

  • Kommuniziert es auf besondere Weise mit Tieren oder zeigt es eine ungewöhnliche Sensibilität gegenüber ihrer Präsenz?

  • Fällt es durch seinen Scharfsinn oder seinen ausgeprägten Sinn für Humor auf?

  • Ist es sehr wachsam oder reagiert es besonders stark auf Veränderungen oder Unvertrautes in seiner Umgebung?

  • Denkt es viel über soziale Konflikte nach und zeigt eine tiefe Empathie für andere?

Wenn dir einige dieser Verhaltensweisen bekannt vorkommen, könnte es sein, dass dein Kind hochsensibel ist. Natürlich können dies alle Kinder tun, doch hochsensible Kinder haben diese Verhaltensweisen viel intensiver. Hochsensibilität bei Kindern ist keine Störung oder Krankheit, sondern ein Wesenszug der etwa 15-20 % der Bevölkerung betrifft. Es ist wichtig, diese Sensibilität zu verstehen und zu akzeptieren, um dein Kind besser unterstützen zu können. Am Ende des Artikels findest du einen interaktiven Fragebogen der renommierten Psychologin Elaine N. Aron, mit dem du herausfinden kannst, ob dein Kind hochsensibel ist.

Vier wesentliche Schlüsselcharaktereigenschaften

Hochsensibilität bei Kindern zeigt sich durch vier herausragende Merkmale, die ihr Erleben und Verhalten prägen:

1. Verarbeitungstiefe oder Reflexion von Informationen: Hochsensible Kinder nehmen Informationen tiefer und intensiver wahr als andere. Sie denken über Situationen und Ereignisse gründlich nach und reflektieren über ihre Bedeutung. Diese Tiefe des Denkens kann dazu führen, dass sie Situationen und deren Auswirkungen auf sich und andere auf eine umfassendere Weise verstehen.

2. Reizüberflutung: Die Sinnesorgane hochsensibler Kinder reagieren besonders empfindlich auf Reize aus ihrer Umgebung. Laute Geräusche, grelles Licht, intensive Gerüche und andere Sinneseindrücke können überwältigend sein und zu Stress führen. Die hohe Empfindlichkeit gegenüber Reizen kann dazu führen, dass diese Kinder schnell überwältigt werden und Schwierigkeiten haben, sich zu konzentrieren oder sich in lauten und hektischen Umgebungen wohlzufühlen.

3. Emotionale Berührbarkeit: Hochsensible Kinder erleben Emotionen intensiver und sind empfindlicher gegenüber den Gefühlen anderer. Sie können schnell von starken Emotionen überwältigt werden und zeigen oft eine hohe Empathie für andere. Diese emotionale Sensibilität kann dazu führen, dass sie stark auf Stimmungen und Atmosphären in ihrer Umgebung reagieren und sich stark von negativen oder stressigen Situationen beeinflussen lassen.

4. Wahrnehmung für subtile Reize: Diese Kinder haben eine feine Antenne für subtile Nuancen in ihrer Umgebung. Sie bemerken feine Details, Stimmungen und soziale Dynamiken, die anderen möglicherweise entgehen. Diese Fähigkeit, subtile Hinweise wahrzunehmen, kann ihnen helfen, feine soziale Signale zu verstehen und sich gut in andere Menschen einzufühlen.

Die Welt der Reizverarbeitung

Wie bereits oben schon beschrieben, spielen die Sinnesorgane eine zentrale Rolle bei der Reaktion hochsensibler Kinder auf ihre Umgebung. Ihre Empfindung gegenüber sensorischen Reizen kann verschiedene Auswirkungen haben:


Hören:
Laute Geräusche können hochsensible Kinder überwältigen und sie dazu bringen, sich zurückzuziehen oder gestresst zu reagieren. Selbst subtile Geräusche, die andere vielleicht nicht bemerken, können für diese Kinder störend sein. Sie können sich von lauten Umgebungen abwenden und Ruhe und Stille suchen, um sich zu entspannen und zu regenerieren.


Sehen:
Grelles Licht, intensive Farben oder visuelle Reize können überstimulierend sein und zu Unbehagen führen. Hochsensible Kinder können auch subtile Veränderungen in ihrer Umgebung wahrnehmen, die anderen möglicherweise entgehen. Sie können empfindlich auf visuelle Reize reagieren und sich in überfüllten oder grell beleuchteten Umgebungen unwohl fühlen.


Riechen:
Hochsensible Kinder können empfindlich auf bestimmte Gerüche reagieren und sich unwohl fühlen oder gestresst sein, wenn sie unangenehme Gerüche wahrnehmen. Sie können sich von starken oder unangenehmen Gerüchen abwenden und versuchen, ihnen aus dem Weg zu gehen, um sich wohl zu fühlen.


Schmecken:
Probleme mit dem Essen sind bei hochsensiblen Kindern keine Seltenheit. Sie können empfindlich auf bestimmte Geschmäcker oder Texturen reagieren und wählerisch beim Essen sein. Sie können bestimmte Lebensmittel ablehnen oder sich vor bestimmten Geschmacksrichtungen ekeln.


Fühlen:
Hochsensible Kinder können empfindlich auf bestimmte Stoffe oder Berührungen reagieren. Kratzige Kleidung, harte Stühle oder unangenehme Texturen können für sie unerträglich sein. Sie können empfindlich auf Berührungen reagieren und sich unwohl fühlen, wenn sie bestimmte Materialien berühren.

Die Vielfalt hochsensibler Kinder und klärende Worte von Elaine N. Aron

Elaine N. Aron ist eine renommierte Psychologin und Forscherin, die sich auf das Thema Hochsensibilität spezialisiert hat. In ihren Studien hat sie nicht nur erwachsene Hochsensible untersucht, sondern auch einen besonderen Fokus auf hochsensible Kinder gelegt.


Hochsensible Kinder sind vielfältig in ihren Persönlichkeiten und Verhaltensweisen. Obwohl etwa 70 % introvertiert sind, gibt es auch extrovertierte hochsensible Kinder. Diese Vielfalt ist teilweise auf die genetische Komplexität des hochsensiblen Wesenszugs zurückzuführen. Unterschiedliche Kombinationen von Genen können dazu führen, dass sich die Hochsensibilität bei jedem Kind anders zeigt. Einige mögen eher ruhig und nachdenklich sein, während andere lebhaft und gesellig sind. Es ist wichtig zu verstehen, dass Hochsensibilität nicht auf eine bestimmte Art von Persönlichkeit beschränkt ist, sondern in vielen unterschiedlichen Formen auftreten kann.


Leider neigen die meisten Menschen – einschließlich auch Eltern – dazu, vor allem die Schattenseiten der Hochsensibilität wahrzunehmen. Das liegt in erster Linie daran, dass hochsensible Kinder sich schnell über Dinge aufregen, die andere Kinder erst gar nicht bemerken und in lauten, schwierigen, sich stetig verändernden Situationen leicht vollkommen überfordert sind, beispielsweise in einem Klassenraum oder bei einer Familienfeier. Kein Wunder, wenn so viele Reize auf einmal auf sie einströmen. Da hochsensible Kinder jedoch gesamtgesellschaftlich in der Minderheit sind, wirken ihre Reaktionen und Lösungen oft irritierend auf andere. Deshalb legt man Eltern häufig nahe, dass das Kind nicht normal ist – manchmal hegen Eltern sogar selbst diesen Verdacht.


Elaine N. Aron warnt davor, hochsensible Kinder als "übersensibel" zu betrachten oder ihre Sensibilität als Störung anzusehen. Es ist wichtig, ihre Sensibilität zu akzeptieren und zu unterstützen, anstatt sie zu bekämpfen oder zu ignorieren.


Hochsensibilität bei Kindern ist eine faszinierende Eigenschaft, die sowohl Herausforderungen als auch wunderbare Möglichkeiten mit sich bringt. Indem wir die einzigartigen Merkmale hochsensibler Kinder verstehen und akzeptieren, können wir ihnen helfen, ihr volles Potenzial zu entfalten und ein glückliches, erfülltes Leben zu führen. Es liegt an uns allen, eine unterstützende Umgebung zu schaffen, in der hochsensible Kinder gedeihen und sich entfalten können.

Ist dein Kind hochsensibel? Ein Fragebogen für Eltern

Hinweis: Dieser Test stammt von der Psychologin und Psychotherapeutin Elaine N. Aron.


Antworte auf jede Frage so genau wie möglich. Ein "Ja" bedeutet, dass die Aussage genau oder zumindest teilweise auf dein Kind zutrifft oder in der Vergangenheit zutraf. Ein "Nein" bedeutet, dass die Aussage weniger oder gar nicht auf dein Kind zutrifft oder zugetroffen hat.

  1. Mein Kind erschrickt leicht.

  2. Mein Kind hat empfindliche Haut und stört sich an kratzender Kleidung, verträgt keine Nähte in Socken oder Etiketten in T-Shirts.

  3. Mein Kind mag keine großen Überraschungen.

  4. Durch sanfte Belehrung erreiche ich bei meinem Kind mehr als durch Strafen.

  5. Mein Kind scheint meine Gedanken lesen zu können.

  6. Mein Kind drückt sich für sein Alter sehr gewählt aus.

  7. Mein Kind ist sehr geruchsempfindlich, sogar bei sehr schwachen Gerüchen.

  8. Mein Kind hat einen klugen Sinn für Humor.

  9. Mein Kind scheint sehr einfühlsam zu sein.

  10. Mein Kind kann nach einem aufregenden Tag schwer einschlafen.

  11. Mein Kind kommt schlecht mit Veränderungen klar (z.B. Eingewöhnung in der Kita, Schule etc.).

  12. Mein Kind findet nasse und schmutzige Kleidung unangenehm.

  13. Mein Kind stellt viele Fragen.

  14. Mein Kind ist perfektionistisch.

  15. Mein Kind merkt sehr schnell, wenn andere unglücklich sind.

  16. Meine Kind bevorzugt leise Spiele.

  17. Mein Kind stellt tiefgründige Fragen, die nachdenklich stimmen.

  18. Mein Kind ist sehr schmerzempfindlich.

  19. Mein Kind ist sehr lärmempfindlich.

  20. Mein Kind registriert Details (Veränderungen in der Einrichtung oder im Erscheinungsbild eines Menschen etc.).

  21. Mein Kind denkt über mögliche Gefahren nach, bevor es ein Risiko eingeht.

  22. Mein Kind erzielt die beste Leistung, wenn keine Fremden dabei sind.

  23. Das Gefühlsleben meines Kindes ist sehr intensiv.

Auswertung:

Wenn du dreizehn oder mehr Aussagen mit "Ja" beantworten hast, ist dein Kind wahrscheinlich hochsensibel. Kein psychologischer Test ist jedoch so genau, dass du deine Erziehung allein an diesem Ergebnis ausrichten kannst. Auch wenn nur ein oder zwei der genannten Punkte zutreffen, dafür aber im  extremem Maße, könnte dies darauf hindeuten, dass dein Kind hochsensibel ist.



Im zweiten Teil des Blogartikels wirst du eine Vielzahl von Übungen kennenlernen, die dir dabei helfen werden, dein hochsensibles Kind noch eingehender zu verstehen. Diese Übungen bieten dir die Möglichkeit, tiefer in die Welt deines Kindes einzutauchen und seine einzigartigen Bedürfnisse, Stärken und Herausforderungen besser zu erforschen.

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Die Seele hochsensibler Kinder: Entdecke ihre einzigartige Persönlichkeit

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