Die Story hinter der Story: Claudi teilt persönliche Erlebnisse und wie alles begann
Anfang des Jahres 2020 fand ich mich weinend vor meiner Führungskraft wieder. Schon zu diesem Zeitpunkt leitete ich das Marketing und war dabei, mein erstes Team aufzubauen. Es war aber auch eine Zeit, in der ich nachts nicht schlafen konnte, morgens nicht aufstehen wollte und meine Leidenschaft sowie das Feuer in mir irgendwie erloschen schienen. Obwohl ich endlich an dem Punkt angelangt war, der lange Zeit mein Traum war – die Führungskraft zu sein, die ich selbst nie hatte – überkam mich eine tiefe Leere. Die Tränen vor meiner Führungskraft waren ein Wendepunkt, an dem mir klar wurde, dass ich herausfinden musste, was in mir vorging.
Die Entdeckung meiner Superkraft: Hochsensibilität als Stärke
Es war in diesem Jahr, dass ich meine Empathie zum ersten Mal in ihrer ganzen Tiefe spürte. Empathie, die ich all die Jahre selbst nie von meinen Vorgesetzten erfahren hatte, aber die ich mir zutiefst wünschte. Dieses Fehlen von Empathie zog sich wie ein roter Faden durch die vergangenen Jahre meines Berufslebens. Ironischerweise landete ich immer wieder in Unternehmen, in denen Empathie ein Fremdwort zu sein schien. Gleichzeitig stieß ich auf eine weitere Facette meiner Persönlichkeit – meine Hochsensibilität. Intensiv beschäftigte ich mich mit diesem Thema, das ich zuvor nicht einmal kannte. Elaine A. Arons Tests zur Hochsensibilität und verschiedene Bücher halfen mir, endlich einen Sinn in meinen Empfindungen zu finden. Ich hatte stets gedacht, ich sei zu sensibel, möglicherweise sogar zu sensibel, um weiterhin Führungskraft sein zu können. Diese Eigenschaft hatte ich oft schlechtgeredet und als Schwäche empfunden, bekräftigt durch die immer wiederkehrenden Worte: „Du denkst zu viel nach“ oder „Du bist zu empfindlich“.
In einem Akt der Selbstreflexion durchforstete ich mein ganzes Leben. Schulzeugnisse, Beurteilungen, Glaubenssätze – nichts blieb unaufgedeckt. Meine Überzeugungen, dass andere so empathisch sein müssen wie ich oder sich so verhalten sollen, wie ich es will, wurden klar. Von meinen Führungskräften verlangte ich unbewusst genau das, ohne dass sie es ahnten. Hier erkannte ich, dass meine Hochsensibilität nie von meinen Vorgesetzten erkannt oder verstanden wurde. Ich entdeckte meine sanfte Seite und begriff, dass sie ja gar keine Schwäche ist, sondern eine Stärke — meine Superkraft mit zahlreichen Fähigkeiten.
Diese Erkenntnis beflügelte mich, meine Führungsrolle auf eine Weise zu gestalten, die mein Team schätzte, unterstützte und sogar stärkte. Ein einfühlsamer Führungsstil, davon war ich überzeugt, fördert nicht nur die Wertschätzung des Teams, sondern trägt auch zum Unternehmenserfolg bei. Rückblickend erkannte ich, dass es wichtig gewesen wäre, meine Hochsensibilität gegenüber meinen Vorgesetzten offener zu kommunizieren. Mutig darüber zu sprechen, ist ein Schritt, den wir alle unternehmen können und sollten, um mehr Empathie und Verständnis im Arbeitsumfeld zu schaffen.
Inmitten dieser Selbstfindung brach ich mein Psychologiestudium ab, welches ich als Fernstudium begann und entschied mich für eine nebenberufliche Ausbildung als Psychologische Beraterin und Business Coachin. Positive Psychologie und Coaching waren für mich nicht nur die Antwort, sondern der Schlüssel, um meine Rolle als Führungskraft und Coachin für mein Team zu vereinen. Ich wollte Werkzeuge und Wissen erlangen, die ich sofort anwenden konnte.
Die Entstehung von S&G und eine weitere Superpower
Im Psychologiestudium 2019 begegnete ich Ela. Eine beeindruckende Frau mit einer vierzehnjähriger Karriere bei der Bundeswehr, Mutter von vier kleinen Kindern, Führungskraft, Systemische Coachin, Mediatorin und angehende Psychologin. Elas Superkraft war ganz klar ihre Stärke. Trotz der Entfernung blieben wir täglich in Kontakt. Unsere Gespräche reichten über fachlichen Austausch hinaus und berührten persönliche Themen – Herausforderungen des Alltags, Träume, Ängste, Liebe und Verlust. Aus diesen intensiven Gesprächen entstand eine Freundschaft, die tiefer als der gemeinsame Studieninhalt ging.
An einem Nachmittag im letzten Jahr schickte ich Ela eine Sprachnachricht. Große Enttäuschung über meine damalige Führungskraft kam an diesem Tag in mir auf und mir wurde erneut bewusst, wie wenig sich in den Chefetagen für empathische Führung tat. Fest entschlossen verkündete ich ihr, dass ich mich nach meiner Ausbildung endlich selbstständig machen würde, um dort draußen etwas Bedeutungsvolles zu bewirken und in den Unternehmen einen positiven Beitrag leisten will. Mein Feuer und meine Leidenschaft waren wieder entfacht. Elas Antwort ließ nicht lange auf sich warten: „Claudi, wenn du dich nächstes Jahr selbstständig machst, denke bitte an mich, das machen wir zusammen!“
Diese Freundschaft schuf nicht nur eine starke Verbindung zwischen uns, sondern förderte auch den Austausch von Erfahrungen und Erkenntnissen. In diesem intensiven Dialog über persönliche und berufliche Themen begannen wir, Muster und Prinzipien zu erkennen, die nicht nur für uns, sondern für viele Menschen relevant waren. Viele, die wie wir nach einem Gleichgewicht zwischen Stärke und Sanftheit in einer anspruchsvollen Welt suchten.
Eine neue Coaching-Methode: Stärke und Sanftheit im Gleichgewicht
Die Idee von Strong&Gentle war geboren. Strong&Gentle ist nicht nur Psychologisches Online Coaching, vielmehr ist eine Coaching-Methode, die darauf abzielt, dass Stärke und Sanftheit keine unvereinbaren Gegensätze sind, sondern sich ergänzen und in einem gesunden Gleichgewicht existieren können. Diese Methode ermutigt dazu, gleichzeitig stark und einfühlsam zu sein – sei es in zwischenmenschlichen Beziehungen, der Karriere oder der persönlichen Entwicklung. Stärke bedeutet, Entscheidungen zu treffen, Ziele zu verfolgen und Hindernisse zu überwinden. Es bedeutet, für sich selbst und andere einzutreten, Herausforderungen anzunehmen und Verantwortung zu übernehmen. Sanftheit hingegen bezieht sich auf die Fähigkeit, Empathie zu zeigen, Mitgefühl zu empfinden und in der Lage zu sein, auf andere Menschen einzugehen. Es bedeutet, in schwierigen Situationen Ruhe zu bewahren, sich selbst und andere zu respektieren und Konflikte auf eine respektvolle Art und Weise zu lösen.
Inmitten der anspruchsvollen Welt der Unternehmensführung, geprägt von dominanten Chefetagen ohne Empathie, haben wir nicht nur unsere eigenen Superkräfte entdeckt, sondern auch die Notwendigkeit, einen Raum für andere zu schaffen, die nach einem Gleichgewicht zwischen Stärke und Sanftheit suchen. Es war die Verbindung zwischen Ela und mir, die nicht nur eine Freundschaft, sondern auch einen reichen Erfahrungsaustausch über persönliche und berufliche Höhen und Tiefen ermöglichte. Dabei wurden Muster und Prinzipien deutlich, die nicht nur uns, sondern auch vielen anderen Menschen vertraut sind. Die Idee von Strong&Gentle ist somit nicht nur eine Antwort auf individuelle Bedürfnisse, sondern auch eine Antwort auf einen gesellschaftlichen Bedarf nach einfühlsamer Führung und einem ausgewogenen Umgang mit Stärke und Sanftheit.
In den nächsten Jahren wollen wir unsere Vision für Strong&Gentle weiter ausbauen. Unsere Herzblut-Mission ist es, nicht nur eine führende Coaching-Agentur zu sein, sondern ein Bewusstsein zu schaffen, das Menschen deutschlandweit inspiriert, S&G in verschiedenen Bereichen des Lebens zu sein. Unser Ziel ist es, eine innere Haltung zu fördern, damit Menschen mit gestärktem Selbstbewusstsein, innerer Kraft und mehr Mitgefühl ihren Alltag positiv erleben können. In diesem Streben planen wir, mit anderen Coach:innen, Psycholog:innen und Psychotherapeut:innen zusammenzuarbeiten, um eine noch tiefergehende und vielseitigere Unterstützung zu bieten.