Warum wir Kindern erlauben sollten, laut zu sein.
Heute möchte ich, Ela, mit euch über ein Thema sprechen, das mir sehr am Herzen liegt: Warum wir Kindern erlauben sollten, laut zu sein.
Als Mutter weiß ich, dass die Ferienzeit für Kinder eine der ersehntesten Zeiten des Jahres ist. Endlich können sie loslassen, sich austoben und einfach nur Kind sein. Doch leider erlebe ich immer wieder, wie Außenstehende versuchen, meinen Kindern zu sagen, dass sie leise sein sollen, dass sie still sitzen sollen – kurz gesagt, dass sie nicht so sein sollen, wie Kinder nun mal sind. Und das bringt mich zum Nachdenken. Warum fühlen sich so viele Menschen von Kinderlärm gestört, während sie gleichzeitig den Lärm anderer Dinge tolerieren? Ist es wirklich zu viel verlangt, dass Kinder in der Öffentlichkeit Kinder sein dürfen, ohne ermahnt zu werden?
Es gibt Außenstehende, die sich das Recht herausnehmen, in unsere Erziehung einzugreifen, selbst wenn wir als Eltern anwesend sind. Sie rufen tobende, vermeintlich zu laute Kinder an öffentlichen Plätzen wie Flughäfen, Arztpraxen, Supermärkten, Bahnhöfen, Restaurants und anderen Orten zur Ordnung. Es ist bedauerlich, dass sich Mama und Papa oft peinlich berührt fühlen, wenn Außenstehende sich in die Erziehung einmischen und versuchen, andere Kinder zur Ruhe zu bringen. In solchen Momenten stellen sich Eltern dann oft die Frage: Hätten wir selbst eingreifen sollen oder hätten wir unseren Kindern lieber ein Tablet in die Hand drücken sollen, um sie ruhig zu halten?
Doch meine Antwort darauf lautet klar und deutlich: Nein! Kinder müssen laut sein dürfen.
In den Ferien sollten Kinder die Freiheit haben, sich auszutoben, zu spielen, laut zu sein, Quatsch zu machen und einfach nur Kind zu sein. Endlich können sie loslassen, sich von den Zwängen des Schulalltags befreien und sich frei entfalten. Sie müssen nicht mehr still sitzen, nicht zuhören und nicht auf Belohnungen für leises Verhalten im Klassenraum hoffen. Stattdessen sollten sie die Möglichkeit haben, einfach nur Kinder zu sein – wild, laut und voller Lebensfreude.
Diese Freiheit ist für unsere Kinder von unschätzbarem Wert. In einer Welt, die oft von Regeln und Erwartungen geprägt ist, sind die Ferien eine kostbare Auszeit, in der sie sich ausleben und ihre kindliche Spontanität entfalten können. Es ist wichtig, dass Eltern sich daran erinnern ihren Kindern die Möglichkeit zu geben, sich frei zu entfalten und ihre Kindheit in vollen Zügen zu genießen. Denn letztendlich sind es diese Momente des unbeschwerten Spielens und Lachens, die unsere Kinder zu glücklichen und gesunden Menschen heranwachsen lassen.
Ein Beispiel aus dem Alltag mit meinen Kindern
Während meine Kinder voller Vorfreude auf den Urlaub warten und sich vergnügt in der Wartezone am Flughafen austobten, wies eine außenstehende Person plötzlich meine Kinder zurecht, sie sollen doch bitte endlich leise sein und still sitzen. Sie spielten vergnügt und bestimmt auch laut, empfanden äußerst positive Emotionen und freuten sich auf ihren Urlaub. Gerade im Flugzeug wussten sie, dass sie leise sein mussten aber in diesem Moment konnten sie noch spielen, toben und laut sein.
Diese Szene warf Fragen in mir auf: Wie kann man sich über das fröhliche Lachen und Spielen von Kindern empören?
Das Spiel meiner Kinder, begleitet von fröhlichem Lachen und lautem Toben, ist für sie eine natürliche Art, sich auszudrücken und die Welt zu entdecken. Diese lebendige Interaktion hat einen nachweislich positiven Effekt auf ihre kindliche Entwicklung. Natürlich ist es wichtig, unseren Kindern gegenseitige Rücksichtnahme beizubringen. Doch ist es wirklich notwendig, dies in einer Umgebung wie einem Flughafen zu tun, wo Menschen die Möglichkeit haben, sich zu entfernen, wenn sie den Kinderlärm als störend empfinden? Das Oberverwaltungsgericht in Münster hat einst klargestellt: „Wer Kinderlärm als lästig empfindet, hat selbst eine falsche Einstellung zu Kindern.“ Diese Aussage verdeutlicht, dass Kinderlärm als Teil des Lebens akzeptiert werden sollte.
Wir als Eltern streben alle dasselbe an – unseren Kindern eine glückliche Kindheit zu ermöglichen und sie zu selbstständigen Menschen heranwachsen zu lassen. Doch oft geraten wir in einen gesellschaftlichen Druck, den Erwartungen anderer gerecht zu werden. Es ist an der Zeit, dass wir uns von diesem Druck befreien und uns darauf konzentrieren, unseren Kindern eine unbeschwerte Kindheit zu ermöglichen. Denn das fröhliche Lachen und Toben unserer Kinder sollte nicht nur erlaubt, sondern auch gefeiert werden. Schließlich ist es ein Ausdruck ihrer Lebensfreude und ihrer lebendigen Persönlichkeit.
Warum tolerieren wir zum Beispiel Straßenlärm, Bauarbeiten, Fluglärm und Partylärm aber empfinden den fröhlichen Lärm unserer Kinder als störend oder sogar peinlich? Statt uns zu schämen oder mit unseren Kindern zu streiten, weil es anderen nicht passt, dass sie fröhlich laut sind, sollten wir ihr Spiel und ihre Stimmfreude unterstützen. Das fröhliche Toben und Spielen ist nicht nur ein natürlicher Teil der Kindheit, sondern auch förderlich für ihre Persönlichkeitsentwicklung. Dabei lernen Kinder, sich zu behaupten und ihre Emotionen zu regulieren. Obwohl sie noch nicht die gleiche Fähigkeit wie Erwachsene haben, ihre Lautstärke emotional, kognitiv und sozial zu kontrollieren, entwickeln sie diese Fähigkeiten im Laufe der Zeit. Es ist wichtig zu bedenken, dass das Unterdrücken der Emotionen unserer Kinder langfristige Auswirkungen haben kann. Wenn sie nicht die Freiheit haben, ihre Emotionen zu zeigen, könnten sie diese irgendwann nicht mehr spüren oder ausdrücken. Daher ist es unsere Verantwortung als Eltern, ihre Stimmfreude zu schützen und zu fördern.
Wir sollten uns fragen, wie oft wir selbst Schwierigkeiten haben, unsere Emotionen zu kontrollieren, bevor wir unsere Kinder ermahnen, leise zu sein. Anstatt unrealistische Erwartungen an sie zu stellen, sollten wir sie ermutigen, sich auszudrücken und sich selbst treu zu bleiben. Indem wir unsere Kinder in den Ferien laut spielen lassen und sie vor den negativen Reaktionen anderer schützen, fördern wir ihre Glückseligkeit und unterstützen ihre gesunde Entwicklung zu selbstbewussten und glücklichen Erwachsenen.
Ein Appell an alle, die sich von Kindergeschrei gestresst fühlen
Wir müssen verstehen, dass Kindergeschrei eine evolutionäre Stressreaktion in unserem Körper auslöst. Doch bringt es wirklich etwas, die Kinder zu ermahnen? Nein, Kinder sind dann zwar kurzfristig irritiert aber das Leben geht sehr schnell bei ihnen weiter. Stattdessen verursachen wir durch unseren Eingriff bei anderen oder sogar fremden Eltern nur weitere negative Emotionen.
Ob Eltern oder Außenstehende, wenn Kinder Emotionen zeigen und wir den Drang verspüren, dass es zu laut wird und wir es nicht ertragen können, sollten wir gemeinschaftliche Verantwortung übernehmen und mit den kleinen und lebhaften Persönlichkeiten sprechen. Unterbrecht ihr Handeln ruhig und erkundigt euch, wohin sie reisen, was sie dort erleben werden oder ob sie Lust haben, ein gemeinsames Spiel wie stille Post zu spielen... Kinder lieben es, mit den Menschen, denen sie begegnen, in Interaktion zu treten und vielleicht finden auch diejenigen unter euch, die in Wartezonen genervt sind, wieder einen Grund zum Lachen, zum Schmunzeln oder zum Fröhlichsein!
Lasst uns gemeinsam die Stimmfreude unserer Kinder schützen und fördern, anstatt sie zu unterdrücken. Denn in einer Welt voller Lärm und Hektik ist es wichtig, dass wir die Unbeschwertheit und Lebensfreude unserer Kinder bewahren.